Ankunft in Lettland – Camping Rugumi – Liepaja – Jūrmaļjēkuļi kempings – Pape Naturpark – Camping Zaki
Mittlerweile sind wir fast zwei Wochen unterwegs und in Estland angekommen. eine gute Woche waren wir in Lettland unterwegs und es fühlt sich an wie ein Monat. Nach dem Regentag bleiben wir noch einen weiteren Tag auf dem Campingplatz Rugumi. Wir müssen noch etwas mehr ankommen und durchschnaufen. Noch einen langen Strandspaziergang machen ohne nass zu werden. Der Platz ist traumhaft – wir ahnen noch nicht, wie wehmütig wir bald an ihn zurückdenken werden.
Am Dienstag geht’s weiter. Wir überlegen lange, wie wir die nächsten Etappen angehen sollen: Erst nach Norden, die angeblich wunderschöne Küste hoch nach Kap Kolka oder doch erst nach Süden und nach Litauen und da ins Landesinnere – Kultur in Kaunas und Vilnius? Nachdem Liepaja im Süden und so nah liegt und wir das eh noch anschauen wollen, entscheiden wir uns erst mal für die Süd-Route, für Litauen, Städte und Kultur. Also erst mal nach Liepaja. Bei unserer Ankunft am Samstagabend haben wir im Vorbeifahren nur ein paar alte russische Plattenbauten und eine sehr golden schimmernde orthodoxe Kirche gesehen. Wir parken irgendwo in der Innenstadt und laufen einfach los – zufälig haben wir gleich beim Petermarkt um die Ecke geparkt. Eine schöne alte Markthalle, in der es lettische Spezialitäten, obst und Gemüse, Fleisch und Käse gibt. Alles wirkt recht rustikal und gehaltvoll. Wir kaufen Brot und etwas Gebäck, Obst und Gemüse, Matjesfilets und Erdbeeren. Erdbeeren sind der Knüller in Lettland – man kauft nicht einfach Erdbeeren aus Spanien oder lokal – man kauft nach Erdbeersorte und nur lokal. Tolle Erdbeeren und günstig. Dann gehen wir auf Sightsseeing-Tour. Es gibt tolle alte Holzhäuser und sehr viel freie Fläche – teils schöne Parks, teils Brachland. Und natürlich den endlos langen Sandstrand für den Liepaja berühmt ist. Liepaja hat immerhin 80.000 Einwohner und ist damit fast so groß wie Fürth. Mittags suchen wir lange nach etwas zu essen. Einen richtigen Ortskern mit Altstadt finden wir irgendwie nicht und das original lettische Restaurant, dass einen leichten und doch ortstypischen Mittagstisch bietet, leider auch nicht. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass die lettische Küche nicht unbedingt leicht ist. Die lokale Spezialität sind angeblich zeppelingroße, mit Hackfleisch und Zwiebeln gefüllte Kartoffelklöße in Specksoße. Da sind wir dann am Ende doch ganz froh, als wir in einer Bar am Strand mit Blick auf die Ostsee recht leckere Fish & Chips bekommen. Alles in allem macht Liepaja einen etwas exotischen Eindruck auf uns. Wie eine nur punktuell modernisierte russische Stadt aus den 1970er Jahren.
Weiter geht’s in Richtung Süden. Wir suchen einen Campinplatz. Bei Bernati werden wir fündig: Jūrmaļjēkuļi kempings. Ein sehr einfacher Platz mit einem rustikalen, aber sehr freundlichen Vermieter. Als wir ankommen, turnt gerade ein Wiedehopf auf der riesigen Campingwiese herum. Wir sind die einzigen Gäste und suchen uns einen schönen Platz am Rand im Schatten der benachbarten Bäume. Später kommt noch ein junges Pärchen aus Deutschland, dass aber dezenten Abstand zu uns hält. Der Strand ist etwa 200 Meter durch den Wald entfernt, wunderschön und komplett menschenleer.
Am nächsten Tag wollen wir den Pape Naturpark besuchen. Erst gibt`s einen Stop in dem kleinen Ort Rucava, wo wir uns das lokale Museum anschauen: alte Radios aus Sowjetzeiten, alte Schwarzweißfotos, alles in einer alten Mühle, die sehr schön hergerichtet ist. Der Ort bietet noch eine gigantische Kreuzung ohne jeden Verkehr, einen kleinen Laden, eine verfallende Fabrik und einige schöne Holzhäuser. Wir fahren noch ein Stückchen in den Park zu einem Vogelbeobachtungsturm. Das letzte Stück Weg müsen wir zu Fuß durch den Wald – und begegnen das erste Mal so richtig den lettischen Mücken. Interessante Tierchen, die bei warmen Wetter gern in größeren Mengen auftreten. Der Turm ist recht unergiebig – vielleicht gibt der mehr her, wenn in Frühjahr und Herbst die Zugvögel hier vorbeikommen, im Moment ist hier vogeltechnisch ziemlich tote Hose. Wir essen in einem wunderschön an einem Flüsschen gelegenen Cafe frisch fritierte Tiefkühlpelmini und -kartoffelpuffer und shoppen dann noch schnell im Laden von Rucava. Und wir überdenken die weitere Route. Putin droht Litauen mit Vergeltungsmaßnahmen und die Wettervorhersage droht mit 30°C für Kaunas und Vilnius. Wir ändern unsere Pläne und beschließen, Litauen das nächste Mal zu erkunden und stattdessen jetzt die Küste in Richtung Kap Kolka hochzufahren. Wir haben beide nicht wirklich Lust auf Stadt und wollen lieber ans Meer.
Wir fahren nach Norden, vorbei an Liepaja und Ziemupe, wo unser erster Campingplatz war, bis nach Labrags. Dort stellen wir unseren Camper oberhalb der Steilküste auf dem Campingplatz Zaki ab. Ein schöner, gepflegter Platz mit einem tollen Blick. Aber für uns viel zu viele Camper. Hier brummt es richtig – Deutsche Caravans, Letten mit Zelt oder in gemieteten Blockhütten, die gerne laute Humtata-Musik laufen lassen. Und natürlich ist auch der Strand nicht mehr so einsam, wie wir das gewohnt sind. Am nächsten Morgen brechen wir zeitig auf.